Acht lange Tage ist nun mein letzter Eintrag her. Der ein oder andere hat schon ganz entsetzt am Telefon reagiert was denn wohl los sei und warum ich nichts geschrieben habe. Leider bin ich in den vergangenen Tagen nur drei mal geflogen. Die restliche Zeit waren wir am Boden und haben Theorie gemacht. Das hat wenigstens den Vorteil, daß wir damit für den ersten Abschnitt schon fast durch sind. Jon hat schon keine Theoriestunden mehr eingeplant da wir aufgrund des Wetters eh nicht immer fliegen werden können. Ein bis zwei Stunden noch und dann muß ich mit den Flugstunden aufholen um mich auf meinen ersten Stagecheck vorzubereiten.
Das bedeutet, daß ich schulintern von einem anderen Lehrer geprüft werde. Dann wird sich zeigen ob Jon seinen Job gut gemacht hat … und auch ob ich gut gelernt habe.
Die letzten Flugstunden waren auch wieder sehr schön. Wir konzentrieren uns jetzt auf Takeoffs, Normal Approach, Air Taxi und Quickstop.
- Takeoff ist der normale Start und besteht nicht wie man erwarten könnte nur aus senkrechtem Abheben. Dabei wird aus einem Hover auf 40 Knoten beschleunigt und dann erst an Höhe gewonnen. So nutzt man den sogenannten Bodeneffekt aus. Das Ganze sieht einem normalen Flugzeugstart ziemlich ähnlich.
- Normal Approach ist der Landeanflug und eines – wenn nicht das – schwerste Manöver überhaupt da sehr viel gleichzeitig passiert und man punktgenau landen möchte.
- Air Taxi ist das Fliegen mit 40 Knoten und 20 Fuss Höhe, normalerweise verwendet um schnell von einem Platz zum nächsten auf einem Flughafen zu kommen – zum Beispiel um eine Landebahn zu kreuzen.
- Quickstop ist das schnelle Anhalten um beispielsweise vor einem Hindernis zum Stehen zu kommen.
Diese Manöver können wir nur im Alpha und Charlie-Pattern üben, so daß ich im Moment immer sehr früh in der Schule sein muß um dort einen Platz ergattern zu können. Natürlich hovern wir zwischenzeitlich auch immer mal oder landen um ein wenig Abwechslung zu haben und auch diese Dinge zu üben.
Gleichzeitig bin ich nun zumindest auf dem Flughafen auch häufiger am Funkgerät zu Gange. Auch das will beherrscht werden, genau wie das Umsehen ob denn die Seiten “Clear” sind, also niemand im Weg ist. Dabei sollte man dann auch noch möglichst stabil im Hover bleiben und nicht hin und herschaukeln nur weil man den Kopf gedreht hat. Also wiedereinmal viele Sachen gleichzeitig machen. Ich hoffe die netten Leute im Tower sind noch nicht sauer auf mich.
Die Theorie macht im Moment auch richtig Spaß. Ich habe das dickste Buch am Wickel, das sogenannte FAR-AIM (Federal Aviation Regulations & Aeronautical Infomation Manual). Ob die Doppeldeutigkeit des Namens gewollt ist, weiß wohl niemand so genau. Darin geht es um schöne Vorschriften und Gesetzestexte, die wir natürlich genauestens wissen müssen. Hätte mir das jemand vorher gesagt wär ich vielleicht doch lieber Programmierer geblieben. Aber selbst das findet langsam einen Weg in meinen Kopf. Man muss es eben nur häufig genug lesen und vor allem nachts drauf schlafen!
Ansonsten lerne ich jeden Tag neue Leute kennen, ich wunder mich immer wieder wie viele ich noch nicht gesehen habe. Jon hat einen Abend zum Pay-TV-Fight-Night gucken eingeladen. Da hatten wir Männer bei einem Bierchen jede Menge Spaß. Dabei hab ich natürlich auch Jons Frau und seinen kleinen, 4 Monate alten Sohn Lukas kennengelernt.