Vorgestern stand mein erster X-Country Solo (sprich: Cross-Country) auf dem Programm. Wie für die bisherigen X-Country-Flüge mit Jon auch, stellte ich meinen Flugplan einige Zeit vorher fertig und übermittelte ihn an die Flight Service Station. Dies ist notwendig, damit – falls man verloren geht – sofort die Suchmannschaften losgeschickt werden können und muß für jeden Flug weg vom Heimatflughafen gemacht werden.
Eine halbe Stunde vor dem Termin machte ich mich, bewaffnet mit Headset, Flugplan und Kneeboard – darauf kann man die Karte und den Timer befestigen und es wird auf dem Oberschenkel festgeschnallt – auf den Weg in die Flugschule. Dort habe ich dann nochmal das Wetter gecheckt und ausgedruckt. Jon kontrollierte den Flugplan und das Wetter. Da alles in Ordnung war bekam ich grünes Licht.
Nachdem ich mit dem Preflight fertig war ging es abermals auf einen schönen Flug Richtung Mulino. Nachdem ich über dem Hoverspot – über den wir ja alle fliegen wenn wir starten – für ein wenig Verwirrung beim Tower gesorgt hatte, da ich eine etwas ungewöhnliche Startrichtung anforderte war ich dann aber auch unterwegs Richtung Süden.
Ich ließ Hillsboro hinter mir und flog eine leichte Linkskurve um für neun Minuten Richtung 118° – also Südosten – zu fliegen. Wenn alles richtig ist, sollte ich dann über einer Interstate-Kreuzung sein. Die Interstate ist immer sehr gut zu erkennen und wird deshalb gerne als Checkpunkt genutzt. Doch für verträumtes “in die Landschaft gucken” war keine Zeit.
Als erstes mußte ich von Hillsboro die Erlaubnis für einen Frequenzwechsel anfordern. Dann die Flight Service Station McMinnville anfunken um meinen Flugplan zu öffnen, also klarzustellen, daß ich auch wirklich unterwegs bin. Andernfalls wird der Flugplan verworfen. Dann mußte ich die Funkfrequenz für das Aurora Wetter einstellen um einen kurzen Überblick über das dortige Wetter zu bekommen und sogleich auf die CTAF-Frequenz (Common Traffic Advisory Frequency) von Aurora wechseln um meine Position durchzugeben. Auch wenn ich diesen Flughafen garnicht anflog, so flog ich sehr nah daran vorbei. Da Aurora keinen Tower hat funken alle Flugzeuge ihre Positionen auf dieser Frequenz um sicherzustellen, daß niemand gleichzeitig landet oder es zu sonstigen ungewollten Begegnungen kommt. “Aurora Traffic, Copter Eight Seven Juliet is 10 Miles Northwest at one thousand five hundred feet, transitioning southeast”.
Eigentlich wollte ich auf 2000 Fuss fliegen, aber da auf ungefähr dieser Höhe Wolken waren flog ich lieber etwas tiefer.
Einige Minuten später war dann die I-5 Kreuzung in Sicht. Na, das war doch schonmal nicht so schlecht. Nun also für fünf Minuten weiter Richtung 127° und mit etwas Glück sollte eine Flußbiegung mein nächster Überflugpunkt sein. So sollte es dann auch sein. Zwischendurch hörte ich immer mal wieder einen anderen Hubschrauber von Hillsboro Aviation, der vor mir unterwegs war und offensichtlich den gleichen Kurs flog.
Nachdem ich die Flußbiegung hinter mir gelassen hatte wechselte ich die Frequenz auf Mulino denn es war nicht mehr weit bis dort. Ich hörte im Funk, daß der Helikopter vor mir in einem “Left Downwind-Pattern” für Runway 32 war und so beschloß ich das selbe zu tun. Nachdem ich meine Position durchgefunkt hatte flog ich kurze Zeit später im 45 Grad Winkel in das Traffic-Pattern: “Mulino Traffic, Copter Eight Seven Juliet is on fourtyfive degree for left downwind runway 32”. Left Downwind ist die dem Runway gegenüberliegende Seite eines imaginären Rechtecks über dem Runway. Darauf fliegt der Verkehr, damit kein Chaos entstehen kann.
In diesem Moment sah ich auch den Helikopter vor mir, der schon auf dem Runway hoverte. Da ich nun einige hundert Fuß parallel zum Runway flog mußte ich nun drehen um auf den Anflugpfad (“Final” genannt) des Runway zu kommen. Also flog ich eine Linkskurve um näher an den Runway zu gelangen. Der andere Heli startete gerade, so war also mein Weg frei und ich kündigte abermals meine Intentionen an: “Mulino Traffic, Copter Eight Seven Juliet is on Base for Runway 32”, also rechtwinklig und kurz danach dann “Mulino Traffic, Copter Eight Seven Juliet is on Final for Runway 32”. Nachdem ich dort gelandet war und über dem Runway hoverte, eine kurze Verschnaufpause, und dann ging es gleich weiter Richtung Westen.
Da es schon später Nachmittag war blinzelte mir die Sonne zwischen einigen Wolken hindurch entgegen, als ich auf dem Weg nach McMinnville war. Meine zweite und letzte Station auf meinem eineinhalb-stündigem X-Country Solo. Ich kündigte weiter meine aktuelle Position auf den Frequenzen von Mulino, Lenhard und Aurora an um nicht plötzlich mitten im Weg eines anderen Piloten zu landen.
In McMinnville gab es dann ein kleines Mißverständnis. Ich landete auf dem Runway 17 und der Heli vor mir wollte auf Runway 22 landen, wobei wir uns ein wenig nahe kamen. Einige Minuten später war ich dann auf dem Weg nach Norden um wieder zurück nach Hillsboro zu fliegen.
Kurz vor Hillsboro funkte ich abermals die Flight Service Station an um meinen Flugplan zu schließen und danach dort zu landen. So ein Flug ist schon anstrengend und man hat die ganze Zeit etwas zu tun. Man muß auf den Verkehr und den Funk achten, den Kurs, die Geschwindigkeit, die Höhe, andere Instrumente und natürlich noch seine Position durchfunken und ständig die Frequenzen ändern. In diesem Dreieck das wir hier fliegen ist viel los. Generell ist das aber auch gut, so ist man später gewöhnt viele Dinge gleichzeitig zu beachten.
Wie die Überschrift schon sagt, gab es aber noch mehr!
Gestern flog ich das erste Mal nachts. Hierzu gibt es auch einige neue Fotos und ein Video.
v.l.: Roland, Sandra und Michael. Wir haben einen kleinen Grillabend veranstaltet.
Da nachts ja bekanntlich keine Sonne scheint – auch nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – ändert sich auch für uns einiges. Da wir auf Sichtflug angewiesen sind fliegen wir nur entlang von Strassen, so daß wir im Notfall sehen wo wir landen können. Ich bereitete also einen neuen Flugplan vor und abends um 20:00 wollten wir dann Richtung Portland aufbrechen. Die Wetterprognose sah sehr gut aus. Unser Plan war hinunter nach Albany zu fliegen und danach direkt in die Innenstadt Portlands zu fliegen, um dort den Helipad anzufliegen.
Wir starteten ganz normal in Hillsboro und flogen den Highway 26 entlang bis zu einer Kreuzung Richtung Süden. Nach einem weiteren Kreuz folgten wir der Interstate 5 immer Richtung Süden bis Albany. Dort flogen wir einige Traffic Patterns und auch einige Autorotationen.
Da ich Autorotationen bisher nur bei Tag im Charlie-Pattern geflogen war konnte ich nun feststellen wie trügerisch die Nacht sein kann. Hinzu kam, daß wir nun auf einem Runway flogen der einiges breiter als der asphaltierte Charlie-Streifen war. So eröffnete Jon mir, daß ich den “initial Flare” – ein leichtes Aufstellen des Helis zur Verringerung der Geschwindigkeit – in fast 200 Fuss Höhe machte. Viel zu hoch! Wir machten noch einige weitere Autorotationen und flogen dann nach Salem um dort aufzutanken.
Unser weiterer Weg führte uns dann über Aurora – wo wir lediglich durchstarteten – nach Hillsboro Downtown. Das Fliegen bei Nacht an sich ist schon wunderschön, aber als wir nach Portland kamen war ich schwer beeindruckt. Vor uns lag ein unglaubliches Lichtermeer. Wir flogen entlang eines Seitenarmes des Columbia River. Überfliegen durften wir diesen Seitenarm nicht, da wir dann in den Luftraum des Portland International Airport eindringen würden.
Vorbei an einigen Hochhäusern überflogen wir dieses Meer von Licht. Jon wies mich auf einige Hindernisse wie eine Drahtseilbahn hin. Für uns natürlich extrem gefährlich, da es absolut unmöglich ist dieses Hindernis in der Dunkelheit zu erkennen. Dann kam vor uns der Downtown Helipad in Sicht. Ein Heliparkplatz mitten in der Stadt. Parken: bis 30 Minuten kostenlos!
Wir flogen den Helipad an und hoverten dort einen Moment. Auf einem der Parkplätze parkte auch tatsächlich ein Heli. Dann machten wir uns wieder auf Richtung Heimat. Abermals flogen wir vorbei an Hochhäusern, drehten dann Richtung Westen und folgten wieder einem Highway, vorbei an der weithin sichtbaren Antennen-Farm auf den Hügeln um Portland.
Nachdem wir die Hügel hinter uns ließen funkten wir wieder die Flight Service Station an, schlossen unseren Flugplan und landeten sicher zuhause in Hillsboro. Es war ein unglaublich schöner Flug. Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht eine kleine Snack-Pause einplanen …